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X.0 Erkrankungen, hervorgerufen von Zecken als Erreger,
Entfernung festgesogener Zecken, Entwesung,
Repellentien und Vorbeugung

Auf dieser in den Fachbereich der Speziellen Zecken­kunde ein­führenden Internet-​Seite wird ein Überblick über das Gefahren­potential gegeben, das ein Zecken­stich für Menschen und (Haus-)Tiere darstellt, wenn die Zecke nicht in der Lage ist, einen Erreger zu übertragen. Allgemeinverständlich veran­schaulicht werden soll das Wis­sens­werteste zu den Erreger­eigen­schaften der Zecke selbst, der Entfernung festgesogener Zecken und zu sinnvollen Maßnahmen zur Verhinderung eines Befalls mit Zecken.


X.1 Zecken als Erreger

Zecken erregen gelegentlich selbst Krankheiten, insbesondere sind die durch Schild­zecken hervorgerufenen Stichreaktionen zu nennen. Während die Vorzugswirte einer Zecken-​Art meist soweit an den Parasiten adaptiert sind, dass Reaktionen nach dem Stich kaum auftreten, führen Stiche derselben Zecken-​Art bei nicht adäquaten Wirten zu heftigen, meist ⇒ hämorrhagischen Reaktionen. Ein gutes Beispiel ist die Taubenzecke Argas reflexus, die bei ihrem Vorzugswirt, Tauben, kaum Stichreaktionen hervorruft. Der Mensch als ⇒ Fehlwirt reagiert allerdings auf Stiche dieser Zecken-​Art mit Hämorrhagien und starken Allgemeinsymptomen. Stiche von Schildzecken führen bei schwer befallenen (Nutz-)Tieren zu Blutungen, Ödemen, Entzündungen, ausgedehnter Narbenbildung und Haarausfall an der Stichstelle. Der Juckreiz bringt die Wirte zum Verhalten des Scheuerns und Kratzens, das die Symptomatik verschlimmert und sekundär zu bakteriellen Infektionen an den offenen Stellen führt.

Noch schlimmer können sich allerdings die Stiche einiger Schild­zecken-​Arten auswirken, die beim Menschen zum Erbrechen durch ⇒ Intoxikation und zu zentral­nervösen Störungen. cit. Frank [1976]. Die antigen und allergologisch wirksame Substanz ist sowohl der Speichel der Zecken als auch der Zement, mit dem sie sich an der Stichstelle festheften. Beide Substanzen führen zu heftigen, ja überschießenden Immunreaktionen des Wirtes. cit. Gregson [1970]. Zecken der Familie Ixodidae können allerdings auch eine lebensgefährliche Vergiftung verursachen, die als „tick paralysis”, also deutsch Zeckenparalyse, bezeichnet wird. Sie wurde erstmals 1824 in Australien beschrieben, wo sie an der gesamten Ostküste endemisch auftritt; spä:ter kamen Fälle aus den USA, Kanada und aus Südafrika hinzu. In Australien ruft insbesondere der Speichel der Art Ixodes holocyclus diese Vergiftung hervor, in Nordamerika und Europa jener von Tieren der Gattungen Argas, Dermacentor, Ixodes und Rhipicephalus. Abgesehen von den Hautreaktionen wie zB Pruritus, Erythem und allergische Dermatitis kann der Stich eines einzigen Weibchens der genannten Gattungen zu augenscheinlichen Vergiftungen führen. Das Toxin wird in den Speicheldrüsen der Zecken nachgewiesen. Es gelangt während des Blutsaugens in den Körper des Wirtes. Neben starken lokalen Reaktionen, die zu erheblichen, schmerzhaften Schwellungen führen, sind die allgemeinen Symptome von Bedeutung, die in einer Lähmung und bisweilen mit dem Tod enden. Der Beginn dieser Lähmung ist charakterisiert durch eine Störung der Bewegungskoordination insbesondere beim Laufen, später folgen eine allgemeine Schwäche und schließlich die Unfähigkeit, sich koordiniert zu bewegen. Die Literaturangaben über die pharmakologische Wirkung des Toxins sind widersprüchlich. Falls der Ausgang nicht fatal ist, gehen die Lähmungserscheinungen im Verlauf einiger Wochen zurück.

Gesundheitsschädliche Effekte eines Befalls mit heimischen Zecken für den Menschen

Partiell cit. Merdivenci [1969].

  1. Die ⇒ Paralyse wird verursacht durch „Giftstoffe”, die manche Zecken-​Arten in ihrem Speichel haben. Diese schädigen das Nervensystem des Wirtes. Typische Symptome treten frühestens 24 Stunden nach dem Stich auf. Solche sind ein Kribbeln im Gesicht, um die Lippen oder an Händen und Füßen. Dann treten Lähmungserscheinungen auf, zunächst Geh- und Gleichgewichtsstörungen. Zuerst werden also die hinteren Extremitäten des Wirtes gelähmt. Lässt man die Zecke weiter saugen, greift die Lähmung auf die Vorderextremitäten über und wandert dann weiter Richtung Kopf. Wenn sie die Atemmuskulatur erreicht, kann dies zum Tode führen. Bei rechtzeitiger Entfernung der Zecke verschwinden aber alle Symptome innerhalb von ein oder zwei Tagen. Dieses Krankheitsbild ist in Öster­reich allerdings noch nie beobachtet worden, in Deutschland extrem selten (ein bekannt gewordener Fall), in Australien ist die Paralyse des Menschen jedoch eine verbreitete Krankheit. Zeckenparalyse kann angeblich von Stichen von Ixodes ricinus, Rhipicephalus sanguineus, R. bursa, Haemaphysalis inermis, H. punctata und - gesichert - von einigen nicht-​heimischen Zecken-​Arten ausgelöst werden.
  2. Gesundheitsbeeinträchtigende Stichreaktionen (nicht: Reaktionen auf Erreger, die beim Stich übertragen werden!) werden nur von Argas reflexus, Argas polonicus, Ixodes acuminatus, Ixodes ricinus, Ixodes persulcatus und von einigen nicht-​heimischen Arten berichtet. Diese Form der Beeinträchtigung ist umstritten, da sie sich häufig nicht von anderen Stichfolgen abtrennen lässt und meist nur im Zusammenhang mit gerichtlichen Auseinandersetzungen relevant wird. Hingegen sind die spektakulären, lokalen Nekrosen nach einem Stich von Hyalomma marginatum belegt. Dabei fällt manchmal zum Entsetzen des Patienten ein kleines Stück totes Gewebe aus der Wunde. Allerdings heilen diese Gewebsdefekte nach einigen Tagen meist komplikationslos ab.
  3. Der Stich von - bislang nur nordamerikanischen - Schild­zecken steht nach statistischen Analysen im Zusammenhang mit einer neuartigen Form von Nahrungsmittelallergie beim Menschen. Beim α-Gal-Syndrom handelt es sich um eine - nach einem vorangegangenen Zeckenstich - verzögert und damit überraschend eintretende Allergie auf rotes Fleisch und Innereien von Säuge­tieren, insbesondere von Schweinen. Diese Allergie wird hervorgerufen durch eine IgE-​Antikörper-​Antwort auf α-Gal und ist eine verzögerte Ana­phylaxie gegenüber Fleisch­bestand­teilen. α-Gal ist ein Kohlenhydrat (!), das im Speichel der Zecken und im Fleisch enthalten ist und vermutlich mittels des Zecken­stichs in die menschliche Blutbahn gelangt. Manche Menschen bilden α-​Gal-​neutrali­sierende Anti­körper, die, wenn sie als IgE gebildet werden, die Allergie hervorrufen. Allerdings - und dies ist bemerkenswert - schützen Anti-​α-​Gal-​IgG- und IgM-​Antikörper auch vor einigen Zecken-​übertragenen Infektions­krankheiten. Die allergische Reaktion auf Zeckenstiche ist also mit einer erhöhten Abwehr­kraft gegen Zeckenbefall und Erregerübertragung verbunden. cit. Cabezas-​Cruz et al. [2018].

Gesundheitsschädliche Effekte eines Zecken-​Befalls für einen tierischen Wirt

cit. Reuben Kaufman [1989].

  1. Gesundheitsschädlich ist die Schwere der Anämie des Wirtes, diese ist der Zahl der saugenden Zecken ungefähr proportional. Die Anzahl der ⇒ Erythrozyten kann unter 3 x 10⁶⁄mm³ fallen, der ⇒ Hämatokrit so niedrig wie 11% werden.
  2. Im Falle von Stichen von Zecken, die Giftstoffe im Speichel absondern, verschlechtert der resultierende Verlust des Appetits zusätzlich die Anämie des Wirtes.
  3. Bestimmte Änderungen in der Blutchemie weisen auf eine Unterbrechung des Leber­meta­bolismus hin.
  4. Mit Zeckenbefall assoziierter Haarverlust wurde bei Rindern und Schafen beobachtet. In diesem Zusammenhang ist folgendes interessant: Intensiv studiert wurde der Zeckenbefall von wildlebenden Elchen, Alces alces (Linnaeus, 1758), in Westkanada. Es ist paradox, dass solche Elche, die hoch­resistent gegenüber eines Zeckenbefalls sind und nur wenige Zecken beherbergen, in den Gesund­heits­para­metern nicht besser abschneiden als gering­resistente Tiere. Im Falle der gering parasitierten Elche ist allerdings die Resistenz auf eine intensive Fellpflege durch die Tiere selbst zurück­zuführen. Diese ist auch die unmittelbare Ursache für den Haarverlust (manchmal mehr als 80%) im späten Winter. Solche Elche sterben häufig dann an Unter­kühlung. In den Fällen geringer Fellpflege gibt es zwar weniger Haarverluste, aber die ungünstige Wirkung der Anämie und möglicherweise Änderungen in der Blutchemie überwiegen. In diesen frei-​lebenden Wildtier-​Populationen kann die Zecken­belastung 10⁵ pro Tier über­steigen. In jedem Fall sind die Nahrungs­ressourcen im Spätwinter, Februar bis März, sehr begrenzt. Der schlechte Er­nährungs­zustand schwächt das ⇒ Immunsystem, begrenzt die Fähigkeit des Tieres, Anämie oder Hypo­thermie zu überleben, und die Ermüdung schränkt weiter die Fähigkeit des Tieres ein, ausreichend Nahrung zu finden.

X.2 Lokalisation der festgesogenen Zecken und Entfernung

Zecken richten sich bei der Auswahl der Stichstelle nach Wärme, Feuchtigkeit, Geruch und Helligkeit. Das heißt in der Praxis, sie saugen sich am Menschen überall dort fest, wo sie an die unbedeckte Haut gelangen. Beim erwachsenen Menschen wird die überwiegende Anzahl der Zeckenstiche an den Beinen, in der Gesäß- und in der Genitalregion beobachtet. Bei Kindern treten etwa 75% der Zeckenstiche am Kopf auf, die restlichen verteilen sich auf Beine und Arme, Rumpf, Gesäß- und Genitalregion. Die Gründe dafür sind einsichtig: Kinder sind dem Unterholz näher und haben durch ihre spielerischen Aktivitäten viel öfter Kontakt mit dem Boden als Erwachsene. Hat man am Menschen in ⇒ Zentral­europa eine angesogene Zecke entdeckt, handelt es sich fast immer um eine Exemplar der Spezies Ixodes ricinus. Diese Zecken-​Art sticht zumindest anfangs fast schmerzlos, bleibt daher häufig unbe­merkt, und sie kann während des Blutsaugens einige human-​pathogene Erreger übertragen. Man sollte eine Zecke daher nach dem Auf­finden so rasch wie möglich von der Haut entfernen, allerdings ohne sie beim Entfernen zu Zerreißen. Ein Abreißen der Mund­werk­zeuge führt nämlich häufig zu einer lokalen Ent­zündung, manchmal mit einer unangenehmen Komplikation durch eine Sekundär­infektion, und gelegentlich zur endgültigen und voll­ständigen Entleerung der an den Mund­werk­zeugen verbliebenen Speichel­drüsen. Daher sollte beim Ent­fernen der Zecke auf die Dauer des bereits voll­zogenen Saug­akts Rück­sicht genommen werden. Dabei sind, entgegen anders­lautender, unbe­wiesener, als Dogmen verkündeter Behauptungen, nach wie vor zwei Verfahren zulässig:

  1. Noch kaum festsitzende Tiere kann und soll man mit einer Pinzette an den Mund­werk­zeugen packen und von der Haut wegziehen. Dies entfernt die Zecke schlagartig und unterbindet damit jede weitere Infektions­gefahr. Das Einhalten einer bestimmten Richtung des Ziehens und/oder eines Drehens der Tiere ist ein für das Ent­fernen vollkommen wirkungs­loses, mysteriöses Handeln. Da die Mund­werkzeuge (genauer: Das ⇒ Capitulum) einer Zecke sym­metrisch gebaut sind, drehen sich Zecken beim Stechen nicht und rotieren auch nicht ihre Stech­werk­zeuge.
  2. Im Falle von tief und fest verankerten - das heißt bei bereits über einen längeren Zeitraum saugenden Tieren, wie im Bild rechts zu sehen, ist die gelegentlich Bild-Saugende Zeckepostu­lierte Er­höhung der Infektions­gefahr durch die lange Dauer eines Erstickungs­versuchs nicht mehr ge­geben. Daher ist das gründliche Ein­reiben der Zecke mit Öl oder Vaseline in diesem Fall nach wie vor die Methode der Wahl, birgt diese Methode doch kein Rest­risiko eines Zerreißens des Tieres. Aller­dings ist dabei ein gewisses Quantum an Geduld erforderlich, das häufig dann nicht aufgebracht wird. Die Zecke benötigt etwa 15 Minuten bis zu einer für uns erkennbaren Reaktion. Sie lässt dafür aber ganz sicher von alleine los, zieht ihre Mund­werk­zeuge aus der Wunde, und sie versucht meist auch noch dem Erstickungs­tode durch Wegkriechen zu entkommen.

X.3 Entwesung

Eine Bekämpfung von Zecken mittels Hygiene-​Maßnahmen (Entwesung) kommt nur bei Massenauftreten von solchen Zecken in Frage, die gerade in einem Stadium sind, das einen Wirt zum Blutsaugen sucht. Zudem muss auch noch durch das Blutsaugen ein wirtschaftlicher, in Geld zu bemessender Schaden entstehen, zB Mietzinsausfälle. Diese Voraussetzungen treffen in Öster­reich auf nur wenige Zecken-​Arten in speziellen Situationen zu, zB auf die Tauben­zecke (Argas reflexus) in städtischen Miet­wohnungs­häusern oder auf die Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus in Hundeheimen.

Die Bekämpfung der Braunen Hundezecke wird von Zumpt [1944] so beschrieben: Die Bekämpfung der Braunen Hundezecke und be­sonders die Entwesung der von ihr verseuchten Wohn­räume kostet Mühe und Sorgfalt. Zur Behandlung der Hunde benutzt man eine entwesende Flüssigkeit, mit der man die Tiere wäscht oder noch besser badet. Am besten eignet sich eine 3-prozentige Kreolin­lösung die man etwa zehn Minuten einwirken lässt. Auch eine gleiche Behandlung mit Karbol­seife dürfte angezeigt sein, ferner Einreibung (nicht Waschung) des Felles mit Kampfer­spiritus (10 Teile Kampfer, 70 Teile Brenn­spiritus, 20 Teile Wasser). Nach der Behandlung sollen die Tiere in einem reinen Wasser­bad, eventuell unter Einschluss einer Abseifung, gesäubert werden. Sie sind dabei vor Erkältung und Zugluft zu schützen. Käufliche Präparate sind Sineps, Lausex, Cuprex. Zur Trocken­behandlung wird ein Puder aus Derris (REM: ein Wurzelextrakt, in Europa nicht mehr erhältlich) und Talkum (3:1) empfohlen.


X.4 Repellentien

Insektenabwehrmittel, die 30% - 35% DEET (N,N-​Diethyl-meta-​toluamid) für Erwachsene sowie 6% - 10% für Kinder enthalten, sind auch gegen Zecken, die Spinnentiere sind, sehr wirksame Repellentien. Sie sind aber in ⇒ Zentral­europa mit einem schlechten Ruf versehen und ihr Verkauf lokal verboten, oder sie sind nicht frei im Handel erhältlich. Das Insektizid Permethrin, ein Pyrethroid, auf die Kleidung aufgetragen ist ebenfalls ein wirksames Mittel zur Abschreckung von hungrigen Zecken. Allerdings ist es nicht möglich, einen Zeckenbefall von Menschen und Tieren über einen längeren Zeitraum verlässlich zu verhindern, da Zecken nicht flächen­deckend sondern nur in sehr kleinräumigen Örtlichkeiten zu finden sind und zudem nur zu bestimmten Zeiten aktiv sind. Von einer langdauernden oder überhaupt dauerhaften Repellentien-​Nutzung wird dringend abgeraten, ⇒ biozid wirksame Stoffe sind bei langdauernder Anwendung auch für den Menschen schädlich. In der Praxis hat sich gezeigt, dass eine Schweiß­pro­duktion die Repellentien­schicht schädigt und abspült, sodass nach einigen Minuten sommerlicher Arbeit im Freien oder Wandern immer irgendwo am Körper ein Abdruck eines „Lindenblatts” entsteht, also eine Lücke in dem für die Zecken vermeintlich undurchdringlich aufgetragenen Geruchspanzer sich entwickelt. Repellentien sollten dann angewendet werden, wenn eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit besteht, während einer die volle Aufmerksamkeit erfordernden Tätigkeit von Zecken gestochen zu werden. Solche Tätigkeiten sind aber in Zentral­europa zumeist professionelle Arbeiten, die von in der Hygiene geschulten und entsprechend ausgerüsteten Personen durchgeführt werden sollten, also zB die Sanierung Tauben-​bewohnter Dachböden. Für Haus- und Heimtiere gibt es sogenannte Spot-​On-​Präparate, die ⇒ akarizide Inhaltsstoffe enthalten und Zecken eine gewisse Zeit auf Distanz halten. In Zentral­europa ist ein ethisch vertretbarer Einsatz solcher Präparate aber nur im Falle von Gebrauchs­hunden, insbesondere Jagd-, Hirten- und Blindenhunden, denkbar. Katzen sollten nach jedem Ausflug in den Garten auf einen Zeckenbefall untersucht werden - ein angeblich notwendiges Aufbringen von Repellentien bezeugt indirekt eher schlechte, weil gesetzeswidrige Haltungs­umstände denn Fürsorge.

Repellentien enthalten häufig Duftstoffe natürlichen Ursprungs zwecks Generierung eines Arguments für eine scheinbare „Bio­verträglich­keit”. Sprays, die allerdings nur Duftstoffe wie zB den allseits beliebten weil frisch duftenden Zitronen-​Eukalyptus-​Auszug enthalten, sind völlig wirkunks­los gegen eine Belästigung durch oder einen Befall mit Zecken. Dies trifft auch dann zu, wenn im Beipack­text behauptet wird, dass dieser Duft Zecken zuverlässig fern­hält. Zecken können diesen Duft gar nicht wahr­nehmen und besitzen auch kein Organ, um den Extrakt in ihren Körper zu befördern und ⇒ biozid wirksam zu machen. Daher ist auch die häufig in sozialen Foren umstrittenen Form der Applikation gleich­gültig - hingegen wäre durchaus zu über­legen, ob das dauerhafte einem solchen Duft Aussetzen eines Haustieres an Tierquälerei grenzen könnte.


X.5 Sonstige Vorbeugung

Andere Maßnahmen zur Verhütung eines Zeckenbefalls des Menschen bestehen im Tragen von den Körper ein- und umhüllender Kleidung und im Vermeiden des Aufsuchens von Zecken-​hot-spots, wie Wald­rä:ndern und Buschland an feucht-warmen Tagen. Im Falle von bestimmten Berufs­gruppen wie zB Forstarbeitern gehört der Zecken­befall zum Berufsrisiko, das durch ein adäquates Verhalten, zB ein abendliches gründliches Absuchen des Körpers und einen Wechsel der Kleidung, minimiert werden kann. Hingegen völlig wirkungslos für den angestrebten Zweck ist das Ausbringen oder Konsumieren von angeblichen anti-​parasitären Wunder­mitteln auf natürlicher Basis, wie Kokosöl oder Bierhefe. Zecken sind ein Teil jenes Ökosystems, in dem auch der Mensch lebt - im Ökosystem natürlich vorkommende, biologisch wirksame Stoffe wirken daher auf beide Organis­men­gruppen. Nutztiere können in ⇒ akariziden Tauch­bädern gebadet werden und so ihr Fell mit dem Gift durchtränkt werden. Im Falle von Tieren, die als Fleischlieferanten fungieren, ist allerdings auf die Rück­stands­problematik bedacht zu nehmen. Eine Impfung, die vor einem ⇒ Befall durch Zecken schützen soll (REM: Nicht gegen eine Infektion mit dem FSME-Virus, eine Impfung, die landläufig ebenso falsch wie hartnäckig „Zecken-​Impfung” genannt wird), ist seit mehr als einem Jahr­zehnt in Entwicklung. Man nutzt dafür sogenannte concealed antigens, das sind Antigene, die normaler­weise nicht beim Saugen in den Körper des Wirtes gelangen und gegen die der Wirt folglich eine „natürliche” Immun­reaktion nicht entwickeln kann. cit. Wunderlich et al. [1996].